BERICHT EXPERTENTELEFON „OSTEOPOROSE“ am 13.03.2013

Osteoporose nicht hinnehmen, sondern früh aktiv werden

Experten setzen auf moderne, individuelle Behandlungskonzepte, um die Lebensqualität von Betroffenen zu erhalten

Akute Rückenschmerzen und Stürze gelten als erstes Alarmsignal. Oft wird Osteoporose jedoch erst entdeckt, wenn bei geringer Krafteinwirkung die ersten Knochen brechen. Knochenschwund muss damit aber nicht zum Schicksal werden. Wer rechtzeitig aktiv wird, kann der heimtückischen Erkrankung des Knochenstoffwechsels die Stirn bieten. Neben einer medikamentösen Behandlung sind eine bewusste Ernährung sowie altersgerechter Sport wichtig, um die Knochensubstanz zu erhalten. Eine neue Initiative „Gemeinsam für starke Knochen“ will aufklären und für Osteoporose bei Frauen nach den Wechseljahren sensibilisieren. Ein verbesserter Dialog zwischen Ärzten und Patientinnen über Vorbeugungsmöglichkeiten und die Behandlung der Volkskrankheit gehört zu den wichtigsten Zielen. Eine Vielzahl von persönlichen Fragen unserer Leser konnte am 13. März 2013 zwischen 10 und 16 Uhr von vier ausgewiesenen Experten am Telefon beantwortet werden.

Um betroffenen Frauen Mut zu machen und sie zu gezielter Bewegung zu motivieren, hat Heide Ecker-Rosendahl, Leichtathletik-Olympia-Siegerin von 1972, als Botschafterin der Initiative „Gemeinsam für starke Knochen“ ein Bewegungsprogramm mit Übungen zur Mobilisierung, Kräftigung und Verbesserung der Balance entwickelt. Ein fundiertes Wissen über die Ursachen, Risiken und Vorsorge gehört für sie zu den wichtigsten Maßnahmen, um sich gegen den Knochenschwund zu wappnen. In ihren Jahren als Trainerin hat sie oft beobachtet, wie unsicher vor allem ältere Damen nach Knochenbrüchen werden. Dabei lässt sich nach den Erfahrungen der Sportlerin mit einem gezielten Training viel erreichen – in der Vorbeugung ebenso, wie in der Therapie. „Gerade bei Osteoporose ist körperliche Bewegung sehr wichtig, da die Muskelbewegungen einen positiven Reiz auf die Knochen ausüben“, so Heike Ecker-Rosendahl. Zudem fördere die Aktivität das allgemeine Wohlbefinden und das Balancegefühl, sodass es seltener zu gefährlichen Stürzen käme. Neben Ausdauertraining wie Nordic Walking oder Gymnastik empfiehlt die Diplom-Sportlehrerin Krafttraining. Sportarten mit Sturzrisiko oder stark stauchenden Bewegungsabläufen seien dagegen weniger gut geeignet.

Calcium und Vitamin D zur Vorbeugung und Therapie

Zusätzlich zum aktiven Bewegungstraining sollten Frauen spätestens nach den Wechseljahren – wenn bei vielen ein beschleunigter Knochenschwund einsetzt – auf eine ausreichende Zufuhr der Knochenbausteine Calcium und Vitamin D achten. Unter www.osteoporose.de gibt es weitere Informationen und einen Osteoporose-Risikotest. „Während sich Calcium relativ gut über die Ernährung zuführen lässt, wird Vitamin D bei Menschen über 60 meist nicht mehr ausreichend vom Körper selbst gebildet“, weiß Dr. Christian Guhl. Der Orthopäde und Sportmediziner aus Rösrath empfiehlt beispielsweise, täglich zwei Flaschen Mineralwasser mit mindestens 500 mg Calcium zu trinken und zwei Scheiben Emmentaler Käse (1.100 mg Ca pro 100 g) oder eine Ecke Schmelzkäse (600 mg Ca) zu essen. Darüber hinaus empfiehlt der Facharzt den Vitamin-D-Gehalt im Blut bestimmen zu lassen. Im Falle eines Mangels sollten Vitamin-D-Präparate aus der Apotheke eingenommen werden. Der Verzehr von Vitamin-D-reicher Kost in Form von fettreichem Fisch wie Lachs, Aal oder Makrele reiche dann nicht mehr aus.

Breite Palette wirksamer Medikamente

Vitamin D und Calcium gehören nicht nur zur Vorbeugung, sondern sind auch ein wichtiger Bestandteile der Therapie. Allein können sie einen fortschreitenden Knochenschwund jedoch nicht aufhalten. Dafür stehen unterschiedliche wirksame Medikamente zur Verfügung. Am gängigsten sind Bisphosphonate, die als Tabletten oder als Infusion verabreicht werden können. „Sie lagern sich im Knochen ein und verhindern den weiteren Knochenabbau“, erklärt Prof. Dr. Matthias Schieker. Weitere Präparate seien selektive Modulatoren des Östrogenrezeptors – sogenannte SERMs – oder Strontiumranelat, so der Münchner Osteologe. „Das neueste Medikament ist ein biologischer Wirkstoff, der alle sechs Monate unter die Haut gespritzt wird und gezielt die Knochen abbauenden Zellen hemmt“, so der Knochenstoffwechsel-Spezialist.

Behandlung nach individuellen Bedürfnissen

Da verschiedene Medikamente für die Therapie der Osteoporose zur Verfügung stehen, kann fast für jede Patientin eine auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Behandlung gefunden werden. Generell hätten Injektionen dabei den Vorteil, dass sie weniger leicht vergessen würden als die regelmäßige Einnahme einer Tablette, erläutert Dr. Hermann Schwarz, Orthopäde aus Freudenstadt. Stellen die Patienten keine Besserung fest oder fühlen sie sich in ihrem Alltag eingeschränkt, setzen sie Medikamente oft eigenmächtig ab, so der Experte. Bei Problemen wie beispielsweise Magenbeschwerden, die bei Tabletten auftreten können, rät Dr. Schwarz, das Gespräch mit dem behandelnden Arzt zu suchen und einen Wechsel der Medikation in Erwägung zu ziehen.

Infokasten

Weitere Informationen im Internet

Adressen von Osteoporose-Experten in der Nähe des Wohnorts können bei der örtlichen Krankenkasse erfragt oder im Internet recherchiert werden:

  • Wissenschaftlicher Dachverband Osteologie (DVO): www.dv-osteologie.de
  • Osteologie Akademie (OSTAK): www.ostak.de
  • Initiative „Gemeinsam für starke Knochen“: www.osteoporose.de

Am Telefon saßen für Sie:

Prof. Dr. med. Matthias Schieker, Spezialsprechstunde für Osteoporose und Alterstraumatologie im klinischen osteologischen Schwerpunktzentrum (DVO) der Universität München

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Dr. med. Hermann Schwarz, niedergelassener Orthopäde und Schmerztherapeut in Freudenstadt, Osteologe (DVO), Präsident der orthopädischen Gesellschaft für Osteologie (OGO), Freudenstadt

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Dr. med. Christian Guhl, niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Sportmedizin, Rösrath

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Heide Ecker-Rosendahl, ehemalige deutsche Leichtathletin, Goldmedaillengewinnerin der Olympischen Spiele 1972, Diplom-Sportlehrerin, Botschafterin der Initiative „Gemeinsam für starke Knochen“, Leverkusen

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Quelle: deutsche journalisten dienste (djd),
Gesundheitsthemen